Ălwechsel am Motorrad
Motoröl altert: Die Additive und SchmierfĂ€higkeiten lassen bei Motorrad-Motorenöl mit der Zeit nach. Schmutz sammelt sich im Ăl-Kreislauf. Dann ist es Zeit fĂŒr einen Ălwechsel.
Motoröl am Motorrad wechseln
Motoröl gehört zu den âVerschleiĂteilenâ des Ottomotors. Laufleistung, thermische Belastung und Fahrweise sorgen dafĂŒr, dass die schmierende Eigenschaft des Ăles und seiner Additive mit der Zeit nachlassen. Wer lange Freude an seinem Motor haben möchte, wird das Ăl daher gern in den vom Hersteller im Wartungshandbuch genannten Intervallen auswechseln.
Die 5 TodsĂŒnden beim Ălwechsel
- NICHT: Ălwechsel direkt nach der Fahrt vornehmen â Verbrennungsgefahr!
- NICHT: Ălwechsel OHNE Filterwechsel â das neue Ăl wĂŒrde durch den alten Filter schnell verunreinigen.
- NICHT: Ăl in den Abfluss kippen â Ăl ist SondermĂŒll!
- NICHT: Den alten Dichtring wiederverwenden â Ăl könnte tropfen und auf den Hinterreifen gelangen.
- NICHT: PKW-Ăl in Motorradmotoren kippen!
- Motoröl am Motorrad wechseln
- Die 5 TodsĂŒnden beim Ălwechsel
- Motoröl wechseln â so gehtâs
- 01 â EinfĂŒllschraube lösen
- 02 â Ăl ablassen
- 03 â Ălfilter (mit GehĂ€use) wechseln
- 04 â Ălfilter (ohne GehĂ€use) wechseln
- 05 â Einbau eines Stahlbus Ălablass-Ventils
- 06 â Ăl auffĂŒllen
- 07 â Kontrolle des Ălstands
- Kleine Ălkunde
- Unsere Empfehlung
Motoröl wechseln â so gehtâs

Step 1: Boden abdecken, EinfĂŒllschraube raus
01 â EinfĂŒllschraube lösen
Fahre das Motorrad vor dem Ălwechsel warm (nicht heiĂ). SchĂŒtze den Garagenboden mit einem groĂen Tuch, das in der Lage ist, ein paar Spritzer aufzufangen. Je nach Motorrad wird erst einmal die Ablassschraube von lĂ€stigen Plastikverkleidungen freigelegt. Um nicht immer Mutterns SchĂŒsseln mopsen zu mĂŒssen, solltest du dir eine Ălauffangwanne gönnen. Damit das Ăl unten aus dem Motor herauslaufen kann, muss oben genug Luft hineinkönnen â daher jetzt die ĂleinfĂŒllschraube herausdrehen.

Step 2: Ăl ablassen
02 â Ăl ablassen
Nun die Ălablassschraube mit einer Knarre mit Sechskant-Nuss lösen und langsam herausdrehen. Damit einem das vielleicht noch sehr warme Ăl nicht ĂŒber die HĂ€nde lĂ€uft, die letzten Schraubenumdrehungen mit einem Lappen tĂ€tigen.
Zu einem kompletten Ălwechsel gehört auch der Austausch des Ălfilters. Es gibt zwei verschiedene Arten von Filtern. Die eine Art sieht aus wie eine Blechdose und bringt ihr GehĂ€use schon mit. Die anderen Filter sehen aus wie ein zusammengerolltes Mini-Akkordeon und bestehen aus Filterpapier. Diese Filter mĂŒssen in ein motorseitiges GehĂ€use eingebaut werden.

Step 3, Abb. 1: Ălfilter mit GehĂ€use lösen
03 â Ălfilter (mit GehĂ€use) wechseln
Das Abschrauben des Dosenfilters wird mit einem ĂlfilterschlĂŒssel-Aufsatz fĂŒr die Knarre erleichtert.

Step 3, Abb. 2: Dichtung mit Ăl bestreichen
An dem neuen Dosenfilter befindet sich ein Dichtring, der vor dem Einbau dĂŒnn mit Ăl bestrichen wird.

Step 3, Abb. 3: Nach Angaben des Fahrzeugherstellers anziehen
Kontrolliere vor dem Einbau des neuen Ălfilters, ob dieser mit dem zu erneuernden Ălfilter identisch ist (Höhe, Durchmesser, DichtflĂ€che, ggf. Gewinde etc.). Den neuen Patronen-Ălfilter nach Angaben aus deinem Bordbuch fest anziehen: MaĂgeblich sind die Angaben des Fahrzeugherstellers.

Step 4: Ălfilter ohne GehĂ€use
04 â Ălfilter (ohne GehĂ€use) wechseln
Die Filter, die aussehen wie ein Mini-Akkordeon, befinden sich in einem GehÀuse, das von einer zentralen oder mehreren, am Rand angeordneten, Schrauben gehalten wird.
In fast allen FÀllen befindet es sich an der Stirnseite des Motors. Nachdem der Deckel abgeschraubt wurde (Hinweis: es tritt Restöl aus!), entnimmt man den alten Filter (achte auf die Einbauanlage), reinigt das GehÀuse und legt den neuen Filter richtig ausgerichtet ein.
Je nach Hersteller befinden sich am GehÀuse, Deckel oder einer Zentralschraube Dichtungen und Dichtringe, die du alle erneuern musst (mehr zum Thema im Schraubertipp Dichtungen).
Nachdem du das GehĂ€use wieder verschlossen und die Schrauben mit einem DrehmomentschlĂŒssel angezogen hast, entfernt man mit einem Reiniger alle Ălflecken vom Motor. Das Reinigen sollte ernst genommen werden, weil sich sonst bei heiĂem Motor ĂŒbelriechende Gase entwickeln und Ă€uĂerst hartnĂ€ckige Flecken entstehen können.

Step 5: Einbau eines Stahlbus Ălablass-Ventils
05 â Einbau eines Stahlbus Ălablass-Ventils
Möchtest du dir beim nĂ€chsten Ălwechsel die Arbeit erleichtern und sauberer gestalten, baue statt der Original-Ablassschraube am besten ein Stahlbus Ălablass-Ventil ein â dazu wĂ€re jetzt die Gelegenheit da und du hĂ€ttest dein Motorrad gleich ein wenig verbessert!
Mit einem Stahlbus Ălablass-Ventil schraubst du zum Ălwechsel einfach dessen Schutzkappe ab und steckst das SchlauchanschlussstĂŒck per Schnellverschluss auf. Durch diese Arretierung öffnet sich das Ventil und das Ăl kann in den bereitgestellten BehĂ€lter ablaufen.
Beim Lösen des Schlauchanschlusses schlieĂt das Ventil selbsttĂ€tig wieder und du musst nur noch die Schutzkappe aufdrehen. Leichter kann ein Ălwechsel nicht von der Hand gehen, du schonst so das Gewinde im MotorgehĂ€use und musst keinen Dichtring mehr wechseln. Unsere komplette Auswahl an Stahlbus Ablass-Ventilen findest du in âMein Bikeâ.

Step 6, Abb. 1: Ablassschraube anziehen
06 â Ăl auffĂŒllen
Wenn die Ablassschraube einen neuen Dichtring bekommen hat und laut Herstellerangaben angezogen wurde, kannst du das frische Ăl einfĂŒllen.

Step 6, Abb. 2: Ăl auffĂŒllen
Die richtige Menge, ViskositĂ€t und Spezifikationen kannst du deinem Fahrzeug-Handbuch entnehmen. Auch der Dichtring der EinfĂŒllschraube sollte dringend erneuert werden â das erspart viel Arbeit.
Hinweis: Der Ălstand und die Dichtheit sollten nach einem kurzen Motor-Probelauf abschlieĂend noch einmal kontrolliert werden.

Step 7: Kontrolle des Ălstands
07 â Kontrolle des Ălstands
Wenn die Garage jetzt wieder aufgerĂ€umt und das Ăl fachgerecht entsorgt wurde â unliebsame Ălflecken auf dem Boden lassen sich mit Ălfleckenentferner, wie z.âB. Bremsenreiniger, beseitigen â, kann es wieder auf die Piste gehen.
Vor Fahrtantritt kontrolliert man sicherheitshalber nochmals den Ălstand â insbesondere bei den Motoren mit Ălfiltern, die in ein Extra-GehĂ€use eingebaut sind.
Achtung: PKW-Ăle haben zusĂ€tzliche Schmierstoffe und sind fĂŒr Motoren mit Trockenkupplung konzipiert. Nass-Kupplungen wĂŒrden mit diesem Ăl durchrutschen.
Kleine Ălkunde

Ohne Ăl lĂ€uft gar nichts: Die Reibung der Kolben, der LagerflĂ€chen und der ZahnrĂ€der wĂŒrden jedes Triebwerk in kĂŒrzester Zeit zerstören.
RegelmĂ€Ăige Ălstandkontrolle ist also lebenswichtig fĂŒr dein Zweirad, genau wie der regelmĂ€Ăige Ălwechsel. Denn das Ăl altert, wird durch Metallabrieb und VerbrennungsrĂŒckstĂ€nde verschmutzt und verliert nach und nach seine SchmierfĂ€higkeit.
NatĂŒrlich muss das Ăl die vom Fahrzeughersteller vorgeschriebene ViskositĂ€t besitzen und ein spezielles Motorrad- bzw. Rolleröl sein: Denn Motorradmotoren drehen wesentlich höher, ihre Getriebe mĂŒssen meist vom Motoröl mit geschmiert werden und auch die (Nass-)Kupplung lĂ€uft im Ăl mit. Entsprechende Additive sorgen fĂŒr hohe Scher-, Druck-, und Temperaturfestigkeit sowie VerschleiĂschutz.
Das richtige Ăl muss es sein: Synthetische Ăle sind in Sachen Hochtemperaturverhalten, Kaltstartschutz, Reibminderung und Vermeidung von Ablagerungen mineralischen Ălen ĂŒberlegen und damit fĂŒr SporteinsĂ€tze und getunte Motoren besonders geeignet. Aber nicht jeder Motor, insbesondere die Kupplung, vertrĂ€gt diese Hochleistungsöle. Frage also vorher deine Vertragswerkstatt. Bei hoher Laufleistung sollte nur nach vorheriger Reinigung und Revision umgestellt werden.
Eine Alternative kann ein teilsynthetisches Ăl sein, das die meisten Kupplungen problemlos vertragen. Oft werden moderne Motorenöle auch im HC-Synthese-Verfahren produziert: So entstehen in der Raffinerie auf chemische Weise beim sogenannten katalytischen Hydrocracking Verfahren Grundöle mit deutlich verbesserten QualitĂ€tseigenschaften, die besonders in Bezug auf KĂ€lteflieĂeigenschaften, thermische und chemische Belastbarkeit den Mineralölen ĂŒberlegen sind. Weitere Vorteile sind eine schnellere Durchölung des Motors nach dem Start, eine deutlich verbesserte Motorsauberkeit und ein erhöhter Schutz der Motorkomponenten.
FĂŒr MotorrĂ€der die vor 1970 gebaut wurden, ist Synthetik-Ăl ĂŒbrigens nicht zu empfehlen. FĂŒr Oldtimer gibt es spezielle Ein- und Mehrbereichsöle. Und zum Schluss nicht vergessen: Egal fĂŒr welches Ăl du dich entscheidest, immer schön sachte warm fahren. Der Motor dankt es mit einem langen Leben.
Die Motorenöl-Klassifikationen
- API Amerikanische Motorenöl-Klassifikation (American Petrol Institute)
Seit ca. 1941 gebrĂ€uchlich. Die âSâ Klassen beziehen sich auf Ottomotoren, âCâ Klassen auf Dieselmotoren. Der zweite Buchstabe gibt jeweils den Leistungsstandard an. Ab 1980 galt Standard SâFâ, ab â88 SâGâ, ab â93 SâHâ, ab â96 SâJâ, ab â01 SâLâ usw. API CF ist der Standard bei PKW-Dieselölen. Die API-Klassen fĂŒr Zweitaktöle (Buchstabe âTâ) werden nicht mehr verwendet. Getriebe- und Kardanöle sind in den Klassen G4âââG5 beschrieben.
- JASO Japanische Motorenöl-Klassifikation (Japan Automobil Standards Organization)
Die JASO T 903 ist derzeit die weltweit wichtigste Klassifikation fĂŒr Motorrad-Motorenöle. Aufbauend auf den Anforderungen des API legt JASO zusĂ€tzliche Eigenschaften fest, welche u. a. die perfekte Funktion des Ăls bei nasssumpfgeschmierten Kupplungen und Getrieben garantieren. AbhĂ€ngig vom Reibungsverhalten in der Kupplung erfolgt eine Einstufung nach JASO MA oder JASO MB. Einen höheren Reibwert gibt die JASO MA und aktuell die JASO MA-2 vor. Ăle, die dieser Klassifikation entsprechen, sind besonders kupplungsvertrĂ€glich.
- ACEA EuropĂ€ische Motorenöl-Klassifikation der Automobilhersteller (Association des Constructeurs EuropĂšens dâAutomobiles)
Seit 1996 gĂŒltig. Die Klassen A1âââA3 beschreiben Ăle fĂŒr Ottomotoren und B1âââB4 fĂŒr Diesel-Pkw.
- ViskositÀt (SAE - Society of Automotive Engineers)
Beschreibt die ZĂ€hflĂŒssigkeit des Ăls und den Temperaturbereich, in dem es eingesetzt werden kann. FĂŒr moderne Mehrbereichsöle gilt: Je kleiner die Zahl mit W (âWinterâ), desto flieĂfĂ€higer ist das Ăl bei KĂ€lte, je höher die Zahl dahinter ohne W, desto belastbarer ist der Schmierfilm bei hohen Betriebstemperaturen.
Hinweis zur Altölverordnung (AltölIV)
GemÀà der Altölverordnung ist es untersagt Altöl zu lagern, es in der freien Natur zu entsorgen, es in den HausmĂŒll zu geben, es zu verbrennen, oder es ins Abwasser zu leiten.
Du kannst Altöl in der Regel ĂŒberall dort gratis zurĂŒckgeben, wo du es gekauft hast. Bitte mische Altöl nicht mit anderen FlĂŒssigkeiten. RĂŒcknahmestellen sind zum Beispiel: HĂ€ndler, WerkstĂ€tten, Tankstellen, Recyclinghöfe oder spezielle Sammelstellen in deiner Gemeinde. Du kannst dein Altöl auch in jeder Louis Filiale zurĂŒckgeben.
Unsere Empfehlung
Das Louis Technikcenter
Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.
Bitte beachten!
Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht fĂŒr alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter UmstĂ€nden erheblich abweichen, daher können wir keine GewĂ€hr fĂŒr die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben ĂŒbernehmen.
Wir danken fĂŒr dein VerstĂ€ndnis.

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